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Kaiserverlag

Held der Frauen, Der

Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Besetzung: 4D / 3H / 2DEK
Rechte:
Frei zur DEA

Anja und Anita sind freiberuflich tätig. Sie sollen als sexy Lockvögel im Auftrag von Frau Dr. Regler in Polen einen geheimnisvollen Perversen namens Lotçek treffen, um diesen über geheime militärische Anlagen auszuspionieren. Dieser polnische Ingenieur widersetzt sich dem Abbau militärischer Sicherheitsanlagen durch deutsche Behörden und soll nun umgebracht werden. Doch vermutlich ist Lotcek ein Frauenmörder, und die Mädchen sind in Lebensgefahr. Mit ihrem superspießigen Freund Thomas, der sie regelmäßig in Diskussionen über Lebensmittelgeschäfte und die Kunst des Eintopfens von Hibiscusbäumchen verwickelt, gerät Anja aufgrund ihrer anrüchigen Profession immer wieder in Streit. Ihre Reisen nach Polen sind die letzten Versuche, einem häuslichen Glück zu entfliehen, dem sie eigentlich nicht abgeneigt ist. In Polen müssen Anja und Anita feststellen, daß sie von ihrer alternden Chefin Frau Dr. Regler an die Gegenseite verraten wurden. Sie plant mit dem für diese Information erhaltenen Geld, ihren schönen Assistenten Herrn von Tannenberg, den sie lediglich als Sex-Objekt betrachtet, auf einer Südseeinsel zu verführen. Anja und Anita sollen dafür geopfert werden. Ein gewisser Herr Käfer ist beauftragt, die Mädchen auf die Perversionen von Lotçek vorzubereiten und sie in Pose zu bringen. Doch die große Aufgeilnummer für Lotçek entpuppt sich letztendlich als spießige Zubereitung eines alltäglichen Abendbrots. Anja und Anita protestieren und werden von Frau Dr. Regler mit der Waffe bedroht. Doch – bam, bam, bam, bam – die Lockvögel wissen sich zu wehren und erschießen alle. Zurück in Thomas' Küche, in der die untoten Toten aus Polen liegen, bereitet Anja ihrem Freund ein alltägliches Abendbrot. Und Zufriedenheit und ein stilles Glück ziehen ein …
Mit "Der Held der Frauen" ist Matthias Wittekindt ein sehr schnelles, dialogisch und szenisch unverblümtes, modernes und leichtlebiges Theaterstück gelungen, das wie ein Comic strip abgespult wird. Die Kino-Versatzstücke aus Sex and Crime sind nur der verschwommene Hintergrund in einem scheinbaren Spionagethriller, vor dem der Autor menschliche Konditioniertheit vorführt. Er entlarvt hinter dieser knalligen und komischen Fassade aus Neusprech und Action männliches Rollenverhalten und die Angst des Mannes vor der Frau, die zum Opfer gemacht wird. Aber auch diese Männer sind Opfer und Objekte, die in genau dem Korsett aus Unterwerfung, Ritualen und Spießigkeit gefangen sind, das sie den Frauen angepaßt haben. Matthias Wittekindt stellt in diesem schwerelosen und geistreichen Text vielseitig Zusammenhänge und Suggestionen her, deren Aufspüren und Wahrnehmung höchst anregend sind. Hier gibt es kein unmittelbares Habhaftwerden der Wirklichkeit, auch wenn sie am Abgrund des Absurden immer greifbar scheint.