- Autor:
- Laura Forti
- Originaltitel:
- Originaltitel: Una casa in fiamme
- Übersetzung:
- Aus dem Italienischen: Toni Bernhart
- Rechte:
- Frei zur UA
Anna, eine hübsche und kluge Akademikerin kurz vor der Menopause, ist von einem starken Kinderwunsch beseelt. Ein plötzlicher Brustkrebs und die daran anschließenden Therapien, flankiert von einem traumatischen Abortus, rücken diesen Wunsch in weite Ferne. Zudem will ihr Partner Sergio, Universitätsdozent und Schriftsteller, kein Kind. Als Ausweg erscheint ihr der Star-Onkologe, Sexprotz und Macho Bin, der sie, dank der Vermittlung durch eine gemeinsame Freundin, in ein experimentelles Therapieprogramm aufnehmen wird. Sie erhofft sich davon doch noch schwanger zu werden.
Das Stück erzählt von Figuren, die eigentlich glücklich sein könnten, es aber nicht sind.
Krankheit ist der zivilisatorische Motor in dem Stück: Sie blockiert, verhindert und zerstört. Fällt sie weg, stellt sich heraus, dass sie sinngebender Lebensinhalt war.
Mit Leichtigkeit und Humor gelingt es Laura Forti tiefgründige Dialoge zu erschaffen, die wahrhaftig sind und trotz aller Lebensbedrohungen hoffen lassen und eine immerhin brüchige Zuversicht schenken.
Leseprobe
1. SZENE
LORENZA: Was macht sie?
SERGIO: Weiß nicht. Hat sich eingeschlossen. Seit zwei Stunden.
LORENZA: (Klopft an die Tür) Anna! Meine Liebe! Aufstehen! Der Krampus ist da! Wir müssen sprechen. Du erinnerst dich? Die Konferenz, dein Vortrag! – Alles still. – Was ist das?
SERGIO: Bring nichts durcheinander! Hausarbeiten. Muss ich korrigieren.
LORENZA: Ich dachte, du schreibst an deinem neuen Roman.
SERGIO: Wie kommst du darauf? Der liegt da. Hin und wieder komme ich dazu. Aber sehr selten, in letzter Zeit.
LORENZA: Worum geht’s?
SERGIO: Spielt wieder in der Antike. Griechenland. Eine Art historischer Krimi. Mysterien, Olympische Spiele, Athener, Spartaner, du weißt.
LORENZA: Die Tragödien habe ich nie kapiert. Aber toll! Kannst du mal den [Chinotto] aufmachen? Mir fehlt ein Finger, weißt du. Kann nicht greifen. Du weißt doch warum, nicht? Musste man amputieren, ist abgestorben.
SERGIO: Natürlich. Entschuldige bitte.
LORENZA: Kommt vor bei Niereninsuffizienz. Ich bin so froh, dass er weg ist. Die Schmerzen waren unerträglich. Keine schlechte Arbeit, die Form der Hand ist erhalten, so gut es geht. (Spielt mit der Hand wie mit einer Handpuppe). „Hallo, ich bin der Kasperl!“ Du kennst die Geschichte mit dem Finger?
SERGIO: Anna hat sie mir erzählt.
LORENZA: Ihr sprecht in meiner Abwesenheit über meinen amputierten Finger? Wie makaber!
SERGIO: Nein, es ist ...
LORENZA: Scherz! Ist er nicht süß, mein kleiner Kasperl? Nur wenn ich heirate, weiß ich nicht, wohin der Ring soll. Vielleicht in die Nase? Ehering als Nasenpiercing! Aber ich heirate nicht. Der [Chinotto] ist alt.
SERGIO: Tut mir leid.
LORENZA: Das mit dem Krebs ist wirklich schwer für Anna. Dann die schlimme Nachricht von Giusi. Wieder eingeliefert. Der Tod geht um.