Gefroren

Nancys jüngste Tochter Rhona ist von dem Weg zu ihrer Großmutter niemals wiedergekehrt – ein Rotkäppchen, das in einen Wagen gezerrt, missbraucht, ermordet und in einem Schuppen nahe ihres Elternhauses neben anderen Opfern verscharrt wurde. Mutter Nancy hoffte zwanzig Jahre auf die Rückkehr ihres Mädchens, Jahre, in denen sie in ihrer Phantasie ihr Kind wachsen und leben sah.
Doch dann überführt die Polizei einen Serienmörder. Von diesem Zeitpunkt an werden drei sehr unterschiedliche Leben verknüpft: das der amerikanischen Therapeutin Agnetha, die unter Angstneurosen leidet und den Triebtäter Ralph untersuchen soll, von Ralph, der in der erschreckenden Beschränktheit seines geistigen Zustands und der Zwanghaftigkeit seiner krankhaften Greueltaten keinen Begriff von Gewissen und Schuld hat und von Nancy, die die Zerstörung ihrer Hoffnungen und Illusionen sowie ihren Hass überwindet, den Vergewaltiger und Mörder ihres Kindes in seiner Zelle aufsucht und ihm verzeiht.
Die englische Autorin Bryony Lavery hat ein psychologisch brillantes und kitschfreies Theaterstück geschrieben, das ohne einseitige Parteilichkeit die Seelenzustände dieser verschiedenen Menschen ergreifend und provokant zugleich, mit einer klarsichtigen Feinfühligkeit, engagiert und schonungslos darstellt und den Aufbruch in ein neues Leben, die Bejahung des Lebens schlechthin, mit diesem aufwühlenden, vielschichtigen und glaubwürdigen Theatertext vollzieht.
Ein aktuelles, aufregendes, emotionales Stück über das Leben, auch wenn es vom Tod berichtet.
Dt.spr. UA: 26.März 1999, Grillotheater Essen, Regie: Peter Hilton-Fliegel
UA: Frozen, im Theater Birmingham Rep im Mai 1998 (TMA Best Play Award).