- Autor:
- Michael Amerstorfer
- Originaltitel:
- Le Malade Imaginaire
- Typ:
- Komödie
- Anmerkung:
- frei nach Molière
Uraufführung Theatergruppe Lendorf, 4. November 2016
Englischspr. EA Playhouse Theatre, Whitstable, 15. Mai 2024
Der Frühpensionär Herr Antler hat genügend Zeit, sich um all´ seine Wehwehchen zu kümmern und sie mit allen zur Verfügung stehenden Mittelchen zu behandeln. Aber man kann nicht vorsichtig genug sein, und einen Arzt in der Familie zu haben wäre wohl die beste Vorsorge. Gut, dass er eine Tochter im heiratsfähigen Alter hat: Angelika soll den angehenden Arzt Thomas Token heiraten. Damit sich das junge Paar ganz zwanglos kennenlernen kann, gibt Herr Antler eine Party. Doch Angelika liebt schon Klaus und findet bei Klara, Antlers Privatsekretärin, Unterstützung. Gemeinsam schleusen sie ihre heimliche Liebe auf die Party ein. Als ihr Vater die Liebschaft herausfindet, bestärkt ihn das in seinem – und Angelikas böser Stiefmutter – Beschluss, sie zum Studium ins Ausland zu schicken. Aber Antlers Bruder und Klara werden dagegen etwas unternehmen. Zuerst vergraulen sie den Hausarzt und Klara gibt sich selbst verkleidet als Ärztin aus. Sie „behandelt“ Antler und bringt ihn wieder auf den richtigen Kurs. Dann entlarven sie die böse Stiefmutter, die nur hinter Antlers Erbe her war.
Molieres „Der eingebildete Kranke“ in zeitgenössischer Fassung mit allem, was die Moderne zu bieten hat. Der Text ist gelungen komödiantisch und hält sich eng an die originale Dramaturgie.
Leseprobe
THOMAS Mit Ihrer Erlaubnis, Herr Antler, lade ich Angelika zu einer Pathologie-Vorlesung ein, während der ich zwei Mägen öffnen werde, um meine These zu beweisen.
KLARA Das wird aber lustig werden. Manche junge Männer versuchen, ihre Damen ins Kino einzuladen, andere zu einer Autopsie, was sicher unterhaltender ist!
Dr. TOKEN Um beim Thema zu bleiben: Thomas besitzt alles, was wir uns wünschen. Er hat alle Qualitäten, die für die Erhaltung der Menschheit unerlässlich sind.
KLARA Sie meinen Fortpflanzung, im Klartext.
ANTLER Versuchen Sie nicht, ihm einen Job bei der Krankenkasse zu sichern?
Dr. TOKEN Um ganz ehrlich zu sein, finde ich diese Option wenig attraktiv. Meiner Erfahrung nach ist es besser, als Privatarzt tätig zu sein. Da muss man sich nicht ständig rechtfertigen, für alles, was man tut. Vorausgesetzt, Sie bleiben auf dem legalen Pfad professioneller Praxis, brauchen Sie sich nicht übertrieben viele Gedanken um Ihre Patienten zu machen. Wenn Sie dagegen in der Öffentlichkeit arbeiten, werden Sie immer unter die Lupe genommen, und die Leute wollen stets prompte Resultate sehen.
KLARA Verschwenden Sie bloß keine Gedanken an Ihre Patienten! Dafür sind Sie nicht zuständig. Eure Aufgabe ist bloß, Medikamente zu verschreiben. Gesund zu werden ist der Job der Kranken, falls sie dazu in der Lage sind!
Dr. TOKEN Genau. Wir konzentrieren uns auf Krankheiten und weniger auf die Krankheitsträger. Unsere einzige Verpflichtung liegt darin, die Leute so zu behandeln, wie es das Gesetz vorschreibt.