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Kaiserverlag

ACAB

All Colours Are Beautiful
Profitheater Kinder- & Jugendstücke
Besetzung: 1D / 6H / 1DEK / / Mehrfachbesetz.
Rechte:
Frei zur UA
Typ:
Jugendstück

Der arabischstämmige Schüler Fadi hat gleich mehrere Probleme: eine große Klappe, einen Freund, der in dasselbe Mädchen verliebt ist und einen Kumpel, der nach Afghanistan abgeschoben werden soll. Zwischendurch immer wieder mal Ärger mit den Cops und den Fahrkartenkontrolleuren.
Ziemlich schwierig das alles unter einen Hut zu kriegen, wenn man jung ist, überbordende Ideen und Gefühle hat. Also erst mal ein paar Panikreaktionen: Bald nach dem ersten Kuss verlässt Fadi seine Kurzzeit-Freundin Isa wieder, weil er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann, dass Kobane auch in sie verliebt ist.
Kumpel Majid soll durch einen Überfall auf ein Wettbüro und eine Großdemo gerettet werden. Noch besser: ein verwirrendes Labyrinth vor das Schubhaftgefängnis bauen, damit die Beamten sich verlaufen. Oder einfach mal den Flugverkehr zwischen Europa und Afghanistan zum Erlahmen bringen.
Man kann auch an die Solidarität appellieren, denn in Europa soll sie ja ein wichtiger Grundpfeiler der Gesellschaft sein. LOL. Nach elf Likes im Internet ist man dann doch wieder ernüchtert.
Am Ende wird es ein großes Fest sein, zu dem alle kommen, um Majid vor der Abschiebung zu bewahren. Und Isa ist wieder Fadis Freundin. Vielleicht hat er sich das große Fest aber auch nur eingebildet, denn Majid ist nicht dabei.
Schnelle scharfzüngige Sprache, hohes Tempo, witzig und brandaktuell.


Leseprobe

FADI: Verdammt! Nichts, aber auch wirklich nichts, ist wie ich es will! Nichts nichtet. Sozusagen. Und ich brauche jemanden der mir hilft… Meine Eltern? Nope. Shingaling? Nope. Kobane? Nopenope. Fuck! Aber was tun? Zuerst habe ich meinen Facebook-Status aktualisiert… „Mein Kumpel Majid hat kein Bleiberecht und soll vielleicht abgeschoben werden. Das geht nicht.“ Das geht nicht? Ich mein, „das geht nicht“ ist jetzt echt nicht so der Hammer… „Das dürfen wir nicht zulassen!“ Zweieinhalb Stunden und elf Likes später, wusste ich, dass es noch anderer Maßnahmen bedurfte…
Was kann ich tun, wenn sie ihn tatsächlich festnehmen? Ich kann ein Labyrinth vor das Schubhaftgebäude bauen, in dem sich die Fremdenpolizei dann verläuft und nur Majid, durch einen versteckten geheimem Faden geleitet, herausfindet. Oder ich muss doch eigentlich nur den Flugverkehr zwischen Europa und Afghanistan zum Erliegen bringen… Mit dem Auto werden sie ihn ja wohl nicht…
Ich stelle ein Ortsschild „Afghanistan“ auf den Hauptplatz und hoffe, dass die Polizei auf meinen kleinen Trick reinfällt und Majid in den ersten Bezirk abschiebt… Ich grabe einen Tunnel ins Gefängnis… ich bastle mir Flügel und fliege in den Gefängnishof…
ich schmuggle mich als Essen verkleidet in den Schubhaftstrakt und haue ihn mit meinen Superkräften und ganz argem Kung Fu einfach raus… Ich krieche durch die Kanalisation… das ist zwar eklig, aber… ich… ich…
Ach, das ist doch alles Blödsinn… Und so habe ich begonnen, mal ernsthafter zu googeln…
„In Europa halten die Menschen zusammen. Solidarität ist ein wichtiger Grundpfeiler der Gesellschaft.“, schreibt das Innenministerium in seinem Refugee-Guide.
Solidarität also… Hm…
Am nächsten Tag hab ich mit meinem Deutschlehrer gesprochen. Ich glaub zum ersten mal freiwillig.