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Kaiserverlag

Bei lebendigem Leibe

Eine Komödie
Profitheater Komödie und Boulevard
Besetzung: 2D / 3H / 1DEK
Rechte:
Frei zur UA

Ronni wohnt seit mehr als 30 Jahren in einer kleinen Mietwohnung. Vor kurzem bekam er Post von einem Immobilienentwickler, der ihn darüber informierte, dass das Haus verkauft wurde. Das Übliche muss befürchtet werden.
Daraufhin beschließt Ronni, seine ältesten Freunde einzuladen und einfach seinen Hausstand aufzulösen. Wenn schon die Zukunft ungewiss ist, dann sollte wenigstens das Ende klar und deutlich sein, denkt sich Ronni.
Was als gut- und etwas schwermütige Aktion gedacht war, gerinnt jedoch unter zunehmendem Alkoholeinfluss bei den Altachtundsechzigern zu einer gnadenlosen Abrechnung mit ihrer Freundschaft und ihrem Leben. Am Ende steht kein Stein mehr auf dem anderen in diesem philosophisch-entlarvenden und liebevoll-fatalistischen, komischen Stück.


Leseprobe

BERND: Was bilden die sich ein?! Die können doch nicht einfach so weiterziehen, uns links liegen lassen, was glauben die denn, wer wir sind! Die müssen doch das Video gesehen haben. Was glauben die eigentlich, wer die sind?
Er reißt das Fenster auf und brüllt in die Nacht.
BERND: Hier sind wir. Hier oben! Kommt her, wenn ihr was wollt.
WICKI: Sie wollen nichts. Jedenfalls nichts von dir.
BERND: Das ist die Jugend von heute, das hätten wir uns nie gefallen lassen. Wir wären auf die Barrikaden, wir hätten so Leute wie mich zur Rechenschaft gezogen. Die haben doch alle keinen Mumm mehr in den Knochen.
HELMUT: Wir spielen wohl nicht mehr mit.
RONNI: Sieht so aus.
WICKI: Das ist bitter, Leute, wir sind alt. Also, wir gehen dann mal. Vielen Dank für die Einladung. War ganz lieb von dir.
Auch Bernd und Wicki ziehen ihre Mäntel an.
HELMUT: Ich denke, ich fahr mal den Wagen weg, bevor der Mob zurückkommt. Meine Mutter würde es mir nicht verzeihen, wenn da ein Kratzer dran wäre. zu Luise Kommst du mit? Soll ich dich noch nachhause bringen?
LUISE: Nein, danke, ich nehme den Bus.
Helmut holt seinen Mantel, Bernd ist wieder zum Fenster gegangen.
BERND: Ziehen die doch tatsächlich einfach weiter. Ich fasse es nicht. Aus der Sache hier hätten die doch richtig Kapital schlagen können. Wenn ich da noch an uns denke. Wir hatten noch eine Vorstellung von Zukunft.
WICKI: Die haben eben ihre eigene Zukunft.
BERND: Was soll das für eine sein? Ich finde sowieso, Zukunft wird allgemein nämlich stark überschätzt.