Mondsee

In ein komplexes System von Erinnerungskästen, Schachteln, Räumen und Lichtboxen jagt der Autor ein ungleiches Trio: Frieda, die junge, kaum zwanzigjährige Journalistin aus gutbürgerlichem Haus, und ihr Alter Ego, die alte, längst am Mondsee in ihre Erinnerungen eingeschlossene, verlassene Frieda mit dem Kurzzeitehemann Gustav Strindberg. Dabei entwickelt sich vor den Augen der Zuseher keine Biographie im herkömmlichen Sinn, sondern ein aus der Dunkelheit heraus entwickeltes Traumspiel, ein komplexes, vielfach übermaltes Bild einer jungen Frau im Kampf mit sich und der männlich dominierten Umwelt.

FRIEDA UHL (1872-1943)
Das Leben ist „ein grausames Banquett“, wird sie rückblickend einmal sagen. Und man bezahlt für alles mit seinem Blut.
Das Leben der Frieda Uhl steht exemplarisch für das Schicksal vieler emanzipierter Frauen der Jahrhundertwende.
In eine wohlhabende Wiener Familie hineingeboren, versucht sie schon sehr früh der zerrütteten Ehe der Eltern und den bürgerlichen Zwängen durch eigene journalistische Arbeit zu entgehen. So lernt sie im Jänner 1893 den finanziell ruinierten und depressiven AUGUST STRINDBERG kennen, den sie ein paar Monate später gegen den Willen des Vaters auf Helgoland heiratet. Der damit einsetzende Überlebenskampf an der Seite eines hochbegabten Neurotikers wird nur ein Jahr dauern: Nach einem kurzen Versuch des ehelichen Zusammenlebens in einem kleinen Häuschen in Dornach an der Donau, trennen sich die beiden schon vor der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Kristin. Vierundzwanzigjährig und nun völlig auf sich allein gestellt, beginnt sie das ruhelose, aber selbstverantwortete Leben einer Kunstmanagerin, das sie mit so unterschiedlichen Figuren des öffentlichen Lebens wie FRANK WEDEKIND, FORD MADOX FORD, EZRA POUND und AUGUSTUS JOHN zusammenbringen wird.
In den zwanziger Jahren erlangt sie für einige Zeit als Autorin ihrer Erinnerungen an Strindberg eine gewisse Berühmtheit und
stirbt dann völlig vereinsamt in ihrer Villa am Mondsee.